Würdevolle Begleitung bis zum Tod
Das Jenaer Netzwerk „Palliative Geriatrie“ stellte sich bei den Seniorentagen vor
29.09.2017
„Die letzten Momente im Leben sollten so angenehm wie möglich sein“, stellte eine Besucherin abschließend fest und traf dabei den Kern der Arbeit des Jenaer Netzwerkes „Palliative Geriatrie“, das sich während der Seniorentage erstmals der Öffentlichkeit präsentierte. Das Projekt, das vor drei Jahren seine Arbeit in Jena aufgenommen hat, will alten Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen ein würdevolles und beschwerdearmes Leben bis zuletzt ermöglichen. Dabei soll die Lebensqualität der Menschen soweit es geht erhalten bleiben und ihre Krankheitssymptome gelindert werden. „Unnötige Krankenhausaufenthalte können so vermieden werden“, wie Christiane Klimsch von der Palliativabteilung des Universitätsklinikums Jena (UKJ) und Leiterin des Netzwerkes zu berichten weiß. Dafür braucht es natürlich entsprechend geschultes Personal. Die Pflegefachkräfte durchlaufen eine einjährige Ausbildung im Bereich „Palliativ Care“ und machen dabei auch ein Praktikum auf der Jenaer Palliativstation. Neben der medizinischen Versorgung spielt auch die soziale Betreuung eine wichtige Rolle. Gespräche, Handmassagen mit Aromaölen oder beruhigende Düfte werden bei Bedarf und auf Wunsch bei den betroffenen Bewohnern eingesetzt.
Aktuell bringen sich drei Einrichtungen in das Projekt ein: das Wohn- und Seniorenzentrum Käthe Kollwitz und das Seniorenwohnen Am Villengang (beide Diakonie) sowie das AWO Seniorenzentrum „Am Heiligenberg“. Die Netzwerkakteure treffen sich regelmäßig, um sich über ihre Arbeit auszutauschen und neue Konzepte zu erarbeiten. Unterstützt werden sie dabei auch vom Förderverein Hospiz Jena e.V. sowie dem ambulanten Palliativteam des UKJ. Jede der drei Einrichtungen hat zusätzlich eine eigene Arbeitsgemeinschaft gegründet, wo die Sterbebegleitung noch einmal intern kontinuierlich weiterentwickelt wird. Der Angehörigenarbeit fällt dabei eine wichtige Rolle zu, denn der Tod ist immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema und in Sachen Sterbebegleitung ist viel Aufklärungsarbeit nötig. Aufgeklärt wurde auch das Hauspersonal, vom Hausmeister bis zur Küchenhilfe. Innerhalb eines Jahres hat der Hospizverein in 20 Schulungen rund 400 Mitarbeiter über das Thema informiert.
Vor drei Jahren ging das Projekt in Jena an den Start. Die Saalestadt gehört neben Hamburg und Berlin zu den einzigen drei deutschen Städten, wo solch ein Netzwerk existiert. Für neue Partner sei man offen, wie Christiane Klimsch sagt. Die Angst vor dem Tod könne man nicht nehmen, aber Bewohner stationärer Pflegeeinrichtungen respektvoll auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten, dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten und die kann man gemeinsam erarbeiten und verbessern.